Skip to main content

Quellenkritik und -analyse: Von der Handschrift zum Digitalisat

ScanTent im Einsatz

Abb. 4: Das ScanTent im Einsatz.

Die Digitalisierung

Das Rechnungsbuch aus dem Jahr 1469/70 stammt aus dem Archiv des ehemaligen Fürstbistums Basel (AAEB = Archives de l’ancien Evêché de Bâle) mit Sitz in Puntrut. Das Archiv umfasst unter anderem die Bestände der Bischöfe von Basel bis zum Ende des Ancien Régimes, sowie Bestände der regionalen religiösen Institutionen, die während der Revolution säkularisiert wurden. [Rebetez 2011: 22]

Das Rechnungsbuch wurde mit Hilfe eines ScanTent und einem herkömmlichen Smartphone digitalisiert. Das ScanTent (siehe Abbildung 4) ermöglicht eine saubere Aufnahme der Handschrift und verhindert, dass beispielsweis durch ungleiche Lichtverhältnisse und Schatten die Bildqualität beeinträchtigt wird. Die Bedienung ist sehr simpel: Das Smartphone wird auf eine kleine Plattform oberhalb des ScanTents gelegt, und schon können die Handschriften fotografiert werden.

 

Transkribus

Abb 5.: Rechter Rand die Transkription von Transkribus. Zudem können bestimmte Wörter mit Tags versetzt werden. Hier sind beispielsweise alle Ortsschaften mit einem blauen Tag gekennzeichnet

Die Transkription 

Nach der erfolgreichen Digitalisierung der Handschrift erfolgt nun die Transkription. Hierbei ist das Programm Transkribus von Read-Coop eine enorme Unterstützung. Die digitalisierten Folien der Handschrift können im jpg-Format als Ordner in das Texterkennungsprogramm importiert werden. Transkribus verwendet eine KI-gestützte Texterkennung und kann in einem ersten Schritt Textfelder und -zeilen erkennen. Mithilfe eines HTR-Models kann in einem zweiten Schritt nun die Handschrift transkribiert werden. Das Modell, welches sich am besten für die Transkription des Rechnungsbuchs eignete, war Charter Scripts XIII-XV_M1 mit einer CER (Character Error Rate) von 7.82%. Das Modell eignete sich besonders gut, da das Rechnungsbuch genau in das Zeitfenster des Modells passt, und es einige Teile gibt, die auf Deutsch, Latein und Französisch geschrieben sind. Das Ergebnis der Transkription war ziemlich genau und beinhaltete nur wenige Fehler, trotzdem ist es wichtig, diese noch einmal zu kontrollieren und zu korrigieren.

Stolpersteine 

Wichtig ebenfalls bei der Aufschlüsslung eines Rechnungsbuches ist, dass man auf Daten, Masseinheiten, Ortsnamen und bestimmte Abkürzungen achtet. Das Jura war auch schon im 15. Jahrhundert zweisprachig. Dies spiegelt sich besonders auch in den Ortsnamen wider. Ob Puntrut oder Porrentruy, Miestorf oder Miécourt - im Rechnungsbuch von Konrad Fuchs ist man meistens mit den ehemaligen deutschen Ortsnamen aus der Region konfrontiert. Da hilft es besonders mit dem Glossar "Toponymes Bilingues (Français, Allemand) dans L'Ancien Evêché et Diocèse de Bâle" von Damien Bregnard zu arbeiten, das vom AAEB zur Verfügung gestellt wird. Was die Identifikation der Ortsname zudem erschwert ist, dass es erstens keine Orthografie gab und zweitens der deutschsprachige Schreiber die französischen Ortsnamen allein durch phonologische Merkmale aufschrieb . Deshalb ist es auch äusserst hilfreich, mit einer Karte zu arbeiten und die verschiedenen Ortschaften abzugleichen. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt, welcher bei einer Analyse eines Rechnungsbuchs zu beachten ist, ist, dass es keine einheitlichen Masseinheiten gab und es zudem je nach Naturalien eine andere Masseinheit verwendet wurde. Im Jura wurde zum Messen von Getreide wie Weizen und Hafer Bitschat und Sester verwendet. [Fuhrmann 1998: 12]. Wachs wurde in Pfund (lb.) gemessen. Als Währungseinheit wurden Pfennig, auch denarius (Abkürzung d) genannt, Gulden und Schilling (Abkürzung ß) verwendet. 

Ebenfalls auffällig ist die Verwendung von Daten in der mittelalterlichen Quelle. Im Rechnungsbuch von Konrad Fuchs werden oft Heiligentage zu Orientierung verwendet, aber auch die uns bekannten Monatsnamen finden Verwendung. Dies wird besonders in der Einleitung des Rechnungsbuch ersichtlich: 

"[...]prima die julii sextagesimi
novi anni
bys uff purificationis beatissime 
virg Marie septuagesimi anni
."

Die Rechnung aus dem Jahr 1469 bis 1470 deckt also die Zeit zwischen dem 1. Juli 1469 bis zur Reinigung Maria (heute auch bekannt als Lichtmess). Dies ist der 40. Tag nach Weihnachten, und findet am 2. Februar statt. Für die Bezeichnung der Jahre und der Heiligentage wird oft Latein verwendet.