Bildung

Wieso ist die Bildung der Kardinäle relevant?

Die Bildung setzte bereits im Mittelalter den Grundstein für die Generierung und den Transfer von Wissen. Das Papsttum war zwar eine ursprünglich eine geistliche Institution, nahm durch den Erwerb von Territorium auch die Rolle eines weltlichen Fürsten ein. Besonders diese Verbindung von höchster weltlicher und geistlicher Würde in der Person des Papstes erforderte Neuerungen innerhalb der päpstlichen Strukturen, um den Ansprüchen zu genügen. Eine Bürokratisierung und die Gründung von (Rechts-)Institutionen waren die Folgen. Um besonders in den rechtlichen Fragen - sowohl weltlich als auch geistlich - den zeitlichen Gegebenheiten im katholischen Europa und dem Kirchenstaat zu genügen, mussten ausgebildete Juristen und Gelehrte im Allgemeinen präsent sein. Damit zusammenhängend ist auch die Führung eines dem monarchischen Status entsprechenden Hofs für den Papst zwingen, welcher ohne Gelehrte nicht dem Zeitgeist des Humanismus entsprach. Humanismus ist dabei kein Gegensatz zum katholischen Glauben und dessen Lehren, sondern war eine zwingende Verbindung, um das Papsttum zu legitimieren und die eigenen Interessen voranzutreiben.

Bestes Beispiel dafür ist Lorenzo Valla (1407-1457). Er konnte nachweisen, dass die Konstantinische Schenkung eine Fälschung ist. Dies stiess in Rom verständlicherweise auf wenig Begeisterung, ein Inquisitionsverfahren und die Beschuldigung an Häresie waren die Folgen. Papst Nikolaus V. ( 1397-1455) erkannte jedoch, dass die Bekämpfung des Humanisten kaum ruhmreich enden konnte und brachte Lorenzo Valla 1448 als apostolischen Schreiber in die päpstlichen Dienste.

Weiterführend ist besonders das Repertorium Academicum Germanicum eine wichtige Informationsquelle für die Erforschung von Gelehrten und Wissensräumen im Heiligen Römischen Reich im Zeitraum von 1250-1550.

Bildungsort

Die nachfolgende Karte illustriert die Bildungsorte (falls Infomationen vorhanden).  Es ist dabei eine starke Bevorzugung der italienischen Universitäten zu beobachten, welche jedoch auch auf die Herkunftsorte der Kardinäle zurückzuführen ist. Ein Studienaufenthalt in einem anderen Land ist lediglich bei Girolamo Colonna festzustellen, was auf die Nähe der Familie zur spanischen Monarchie zurückzuführen ist.

Bildungsgrad

Die Grafik zeigt die Verteilung des Bildungsgrades innerhalb des Kardinalskollegiums. Auffällig ist, dass mindestens 29 der 62 (47%) einen Doktoratstitel vorweisen können. Aufgrund der fehlenden Informationen bei weiteren 29 Kardinälen, kann jedoch von einer höheren Zahl der Doktoranden und Gelehrten ausgegangen werden.

Bildungsgrad

Bildungsrichtung

Die Grafik zeigt die Verteilung der Studienrichtung des Kardinäle auf. Hier sind die Daten bei 25 Kardinälen unbekannt. Es zeigt sich eine starke Tendenz zum Studium des Rechts, wobei bevorzugt weltliches Recht (27%) oder eine Kombination mit kanonischen Recht (utrisque iuris)(26%) bevorzugt wurde. Dies deutet auf eine Verrechtlichung der päpstlichen Bürokratie während der Frühen Neuzeit hin.

Bildungsrichtung

Übersicht der Daten zur Bildung im Kardinalskollegium 1644