Becoming Benin Initiative Schweiz
28. Nov. 2017 – Ouagadougou, Burkina Faso
Der französische Präsident Emmanuel Macron hält an der Universität von Ouagadougou in Burkina Faso – dem ersten Stopp seines Staatsbesuches in Afrika – eine Rede an die Jugend von Burkina Faso, in der er die Restitution afrikanischer Kulturgüter, die während der Kolonialzeit nach Frankreich gekommen sind und heute die Sammlungen französischer Museen füllen, in den nächsten fünf Jahren verspricht.
30. Nov. 2017 – Bern, Schweiz
In der Radiosendung Kultur kompakt auf SRF2 Kultur erörtert die damilige Leiterin des Bernischen Historischen Musuems, Gudrun Föttinger, in einem Interview zu Emmanuel Macrons «Restitutionsversprechen» die Haltung des Museums in der Restitutionsfrage.
Gudrun Föttinger: "Es gibt natürlich eine Diskussion, die seit Jahren lanciert ist und die immer mehr Fahrt aufnimmt und zwar, wenn es um shared cultural heritage geht. Das ist diese Richtung, glaub' ich, die sich Macron auch vorstellt."
Igor Basič: "Was ist shared cultural heritage?"
Gudrun Föttinger: "Ja, damit ist eigentlich gemeint, dass kulturelles Erbe niemandes Eigentum ist, dass es auch nicht das Eigentum einer Nation sein kann, oder eines Individuums, oder erst gar nicht eines privaten Sammlers, sondern dass es eigentlich in die Herkunftsgesellschaften gehört, also dort, wo es herkommt, aber dass es gleichwohl der ganzen Menschheit gehört, dass es auch dort nicht unter Verschluss gerät."
Nov. 2018 – Paris, Frankreich
Der Sozialwissenschaftler Felwine Sarr und die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy veröffentlichen den in Auftrag von Emmanuel Macron erarbeiteten Bericht zur Dekolonialisierung französischer Museen «Rapport sur la restitution du patrimoine culturel africain. Vers une nouvelle éthique relationnelle».
29.12.2018 – Schweiz
"In französischen Museen herrscht Aufruhr,..."
Die SRF Tagesschau berichtet gut einen Monat nach der Veröffentlichung des «Rapport sur la restitution du patrimoine culturel africain.» in der Hauptausgabe über die Rezeption des Berichtes an Frankreichs Museen.
Im Interview mit SRF-Korrespondentin Simone Hoffmann nehmen Pascal Blanchard und Alain Dufour kritisch Stellung zum Bericht.
Befürchtet wird die «Leerung» französischer Museen, besonders des Musée du quai Branly, das mit 70'000 Objekten die größte staatliche Sammlung afrikanischer Kunst in Frankreich, beherbergt, wie der Historiker Pascal Blanchard betont.
Alain Dufour, ein auf «Stammeskunst» spezialisierter Kunsthändler, zweifelt den Unrechtskontext durch den afrikanische Kulturgüter nach Europa gekommen seien an. Hingegen sei der Großteil während der Kolonialzeit legal erworben worden. Auch spekuliert er, dass afrikanische Museen nicht den konservatorischen Standards europäischer Museen gerecht würden.
"... Provenienzforschung – ein Fachgebiet, das für Schweizer Museen immer wichtiger wird."
Direkt im Anschluss berichtet die SRF Tagesschau im Zusammenhang mit der laufenden Sonderausstellung «Die Frage der Provenienz – Einblicke in die Sammlungsgeschichte» (1. Dez. 2018 – 29 Sept. 2019) im Museum Rietberg Zürich, über den Stand der Provenienzforschung in der Schweiz.
Ether Tisa, Provenienzforscherin am Museum Rietberg: "Wir haben für den Moment drei Kunstwerke aus dem Königtum Benin identifizieren können, die relativ eindeutig auf den Plünderungsakt von 1897 zurückzuführen sind."
Das Museum Rietberg wäre, so der Beitrag von Catherine Thommen, bei einer Restitutionsanfrage aus Nigeria, "offen für Gespräche über eine Rückgabe."
Bernhard Schär, Historiker an der ETH Zürich: "Punktuell wird sehr viel getan, sehr gute Arbeit geleistet, insgesamt ist es aber unzusammenhängend noch, etwas unsystematisch. Dass heisst, ich und viele andere glauben, dass hier der Bund in der Verantwortung stehen würde, beispielsweise mit der Einrichtung eines nationalen Registers."
Jan. 2021 – Schweiz
Das Museum Rietberg Zürich informiert in einer Medienmitteilung über eine Kolaboration von acht Schweiter Museen, um die Provenienz von etwa 100 Objekten aus dem ehemaligen Königreich Benin, die sich heute in Schweizer Sammlungsbeständen befinden, zu erforschen. Die sogenannte «Benin Initiative Schweiz» wird auf zwei Jahre vom Bundesamt für Kultur mit 100'000,- CHF finanziert.