weitere Zeugnisse

Die Handschrift Grenoble 113 (Signatur: Ms. 66 Rés.) aus dem 16. Jahrhundert, aus dem Kartäuserkloster La Lance bei Grandson, enthält eine Kompilation, die von Thorberger Mönchen zusammengestellt worden sei: "Opus exaratum per fratres Portemontis, sub regimine fratris Petri de Domno Petro, prioris atque professi hujus domus, qui istud fieri fecit et solvit. Pertinet domui Lancee, ordinis Cartusiensis." (vgl. Hogg, Kartäuserhandschriftenbestände in öffentlichen Bibliotheken Frankreichs, S. 115)

Die Handschrift Bulle, Musée gruérien, 382, ist ein Sammelband, der die Gebete des Breviers des Kartäuserordens enthält. "Dieses kleine Gebetbuch wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert in einer Kartause im Burgund hergestellt. Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert wurde das Werk mit Sicherheit in einer der Kartausen der heutigen Westschweiz benutzt, etwa in La Valsainte, in La Part-Dieu oder in La Lance."

Die Handschriften Burgerbibliothek Bern, Codd. A 76, 77, 81, 82, 83 sowie B 46, tragen alle Besitzeintragungen des Basler Kartäuserklosters St. Margarethental. Hans von Greyerz, Studien zur Kulturgeschichte der Stadt Bern am Ende des Mittelalters, S. 337, vermutet wegen der auch sonst bezeugten Verbindungen der beiden Kartausen, insbesondere der im Ausleihverzeichnis AR I 4 bezeugten Buchausleihen nach Bern, es "dürften die sechs Handschriften aus der Basler Kartause ihren Weg in die Berner Bibliothek über Thorberg gefunden haben." Die heutigen Signaturen und die Einträge im hsl. Katalog von Samuel Engel weisen allerdings eher darauf hin, dass die Bücher erst im 18. Jahrhundert nach Bern gekommen sind, möglicherweise mit dem 1742 angekauften Nachlass Theodor Zwinger. 

Signatur BBB

Signatur Kartause Basel

Titel

AR I 2

AR I 3

Cod. A 76

E LIX

Speculum peccatoris

36v

 

Cod. A 77

e blaw 44

Cursus de omninus sanctis

 

40v

Cod. A 81

E XIIII

Rosarius b. Anne et virginis Mariae

33v 

 

Cod. A 82

E <XXX>

Doctrina proficiendi

35r

 

Cod. A 83

(fehlt: Einbanddeckel verloren und das erste Blatt daher unlesbar)

 

 

Cod. B 46

E LXI

Tractatus de profectibus religiosorum

36v

 

In AR I 4 sind alle diese Bände nicht verzeichnet, was allerdings nicht heisst, dass sie nicht ausgeliehen worden wären. Thorberg wird im Übrigen im Signaturenabschnitt E nur ein einziges Mal erwähnt, fol. 49v heisst es: Item anno lxxxv circa theodori pater portemontis recepit duos tractatus non ligatos impressos, unum s<…> de unica <domini> alterum de Institucone novitiorum rescribendos. Es handelt sich um einen der wenigen Eintragungen ohne Signatur, was in diesem Fall damit zusammenhängen dürfte, dass die beiden Drucke noch gar nicht gebunden waren.

Eine Inkunabel des Sammelbandes Einsiedeln, Jnc. 47.2(893), Lavacrum conscientiae omnium sacerdotum, Augsburg bei Froschauer, nicht vor 1498, trägt auf dem Titelblatt zwischen Titel und Titelholzschnitt die zeitgenössische Eintragung Ita vocat<ur> Johannes Koppff de torbeg [sic!] cartunensis. Die ur-Abkürzung scheint mir nicht mit derselben Tinte geschrieben wie der Rest, vielleicht auch gar nicht als Abkürzung zu lesen. – Das Problem dieses Eintrages ist, dass es keine gängige Formulierung für einen Besitzvermerk darstellt; die Bedeutung der Eintragung bleibt vorderhand unklar. 

Zwei weitere Drucke in der UB Bern kommen aus inhaltlichen Gründen für eine Kartäuserbibliothek in Betracht, sie tragen allerdings keine äusseren Anzeichen einer Thorberger Bibliotheksheimat. Inc IV 14, der 1475 erschienene Traktat 'De apparitionibus animarum post exitum' des Kartäusers Jakob vom Paradies gehört zu den wenigen Druckerzeugnissen einer offenbar nur während kurzer Zeit in den 1470er-Jahren aktiven Werkstatt in Burgdorf, ist also in unmittelbarer Nähe zu Thorberg entstanden. Der Druck ist durchgängig annotiert, der heutige Einband stammt aus dem 18. Jh. --- Inc II 73 : 1 (VD 16 D 2991) ist ein Basler Druck von um 1515 mit der lat. Vita des Ordensgründers Bruno von Trier. Die letzten drei Lagen sind handschriftlich nach derselben Druckausgabe ergänzt (würden also einen Schriftvergleich ermöglichen). Gehört laut Lindt "zum Frühbestand (1534-ca. 1550) der 'Bibliothek auf der Schule'". Einband des 18. Jh.s.

Der Thorberger Mönch Hans Riser schreibt 1507 das Jahrzeitenbuch des Zisterzienserinnenklosters Fraubrunnen, das heute unter der Signatur Mss. Hist helv. I 35 in der Burgerbibliothek Bern liegt.

Vom  Berner Vinzenzstift erhalten die Thorberger Mönche 1515 vier Gulden, an ir flysz und arbeit, so sy gehebt haben, historiam sancti Vincentij ze schryben und ze binden (von Greyerz 1939/1940, S. 334 und 443f.). Henricus Lupulus hat 1517 ein Vinzenz-Offizium bei Adam Petri in den Druck gebracht (Exemplar der UB Bern: Inc V 161). – Besassen die Thorberger den sonst seltenen Translationsbericht Aimons, über dessen Verwendung im Offizium sich Niederberger, S. 297, wundert?