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Historischer Hintergrund

Einer der nördlichsten Kriegsschauplätze des Zweiten Weltkriegs liegt im Grenzgebiet von Norwegen, Finnland und Russland. Im nationalsozialistischen Sprachduktus als "Eismeerfront" bezeichnet und verklärt, fanden ab dem Jahr 1941 in den arktischen Gefilden Kämpfe und Gefechte statt. Die über hundert Kilometer lange Front verlief von Hafenstädten am als Eismeer bezeichneten Arktischen Ozean ins Landesinnere. Die sogenannte "Eismeerstraße" stellte hierbei eine zentrale Verkehrsverbindung von Liinahamari (Petsamo) nach Süden dar.

Die Kriegshandlungen in diesem Gebiet ab 1941 stellten eine Fortsetzung des sog. "Winterkriegs" statt, in dem die Sowjetunion zum Jahreswechsel 1939/40 finnische Gebiete für sich beanspruchte, was zu einem sowjetisch-finnischen Krieg führte. Nach erheblichen Verlusten und territorialen Zugeständnissen behielt Finnland im Zuge eines Friedensvertrags mit der Sowjetunion seine Unabhängigkeit. Im "Fortsetzungskrieg" ab 1941 wurden die zuvor abgetretenen Territorien mit maßgeblicher Unterstützung des Deutschen Reichs ("Unternehmen Rentier") zurückerobert. In den darauffolgenden Jahren verhärteten sich die Frontlinien und die Situation mündete in einem Stellungskrieg mit großen Verlusten auf beiden Seiten. Geplante Operationen wie das "Unternehmen Silberfuchs", im Zuge der die russische Stadt Murmansk mit kriegswichtigem Hafen eingenommen werden sollte, scheiterten.

In der zweiten Jahreshälfte 1944 führte schließlich eine groß angelegte Offensive von sowjetischen Truppen zu einem mit Finnland ausgehandelten Waffenstillstand, der die Abtretung des Gebiets um Petsamo (den nördlichen Teil der Eismeerstraße) an die Sowjetunion und folglich einen Rückzug der deutschen Truppen aus den Grenzgebieten zur Folge hatte. Dieser war besonders im Oktober 1944 von verlustreichen Kriegshandlungen geprägt, allen voran die sogenannte "Petsamo-Kirkenes-Operation", die vom 7. bis zum 29. Oktober 1944 auf beiden Seiten zahlreiche Todesopfer und Vermisste insbesondere bei der unterlegenden deutschen Armee forderte.

In der nationalsozialistischen Propaganda wurde dieser Rückschlag als geplante Frontverlegung inszeniert. Trotz der Niederlage berichtet beispielsweise die "Oberdonau-Zeitung" am 16.11.1944, dass sich "auf Befehl des Führers [...] die Lapplandarmee aus ihren alten Stellungen absetzte und die Räumung Nordfinnlands begann". In den Schlagzeilen wurden die Ereignisse am Eismeer entweder nicht erwähnt oder zu Propagandazwecken umgedeutet. Häufig findet sich auch eine romantisierende Darstellung der zu diesem Zeitpunkt heiß umkämpften Gebiete.

"Schwere sowjetische Verluste am Eismeer" (Oberdonau-Zeitung 11.10.1944)

"Die Lappland-Armee im Marsch zu neuen Aufgaben" (Oberdonau-Zeitung 31.10.1944)

"Nordfinnland ostwärts der Eismeerstraße geräumt" (Oberdonau-Zeitung 16.11.1944)

"Unerschlossene Wildnis in Nordnorwegen" (Der Landbote 18.11.1944)

"Jungens, das habt ihr gut gemacht!" (Znaimer Tagblatt 29.11.1944) (Verleihung des "Eisernen Kreuzes" an Soldaten, die an der "Eismeerfront" gekämpft haben)

"'Admiral Scheer' beschießt Stützpunkt Port Dirkson" (Oberdonau-Zeitung 30.11.1944)

Die Gefechte finden häufig lediglich Erwähnung in Berichten, in denen vorrangig über anderswo gewonnene Kriegshandlungen berichtet wird:

"Deutscher Panzervorstoß bei Chateau Salins" (Oberdonau-Zeitung 29.09.1944)

"Die Schlacht von Aachen auf einem neuen Höhepunkt" (Oberdonau-Zeitung 18.10.1994)

"Amerika in Schlammgelände liegengeblieben" (Völkischer Beobachter 14.12.1944)

Die mediale Verschleierung zeigt sich auch in der Tatsache, dass sämtliche Berichte, die nach den anfänglich beschriebenen "schweren sowjetischen Verlusten am Eismeer" (Oberdonau-Zeitung 11.10.1944) erschienen, nicht auf der Titelseite der genannten Zeitungen befinden, auf denen meist über "Erfreuliches" geschrieben wurde, sondern auf Seite 2 bis 6 platziert waren.