Analyse ausgewählter Bäsle-Briefe
Brief Nr. 2 (5. Nov. 1777) und Nr. 9 (21. Okt. 1781)
Unsere Ausgangslage waren die Bäsle-Briefe Nr. 2 und Nr. 9.
Beschreibung Kategorien
Ergebnisse der Analyse
Exemplarische Wortspiele
W. A. Mozart geht auf verschiedene Arten spielerisch mit Sprache um. Seine Wortspiele entstehen etwa durch raffinierte Wortumstellungen (z.B. Vertauschen finiter und infiniter Verben) oder semantisch sinnlose Schlagreime (Reiffenstein, 2009). Weiteres baut er Wiederholung (z.B. von Wörtern oder Phrasen), dramatische Sprache oder Redensarten ein.
Beispiele aus Brief Nr. 2:
- ich sage ihnen eine sache menge zu haben, sie glauben es nicht gar können; aber hören sie morgen es schon werden (Wortumstellung)
- etliche (Schlag-)Reime:
erhalten - falten, ersehen - drehen, vetter - retter, baaß - has, sie - wie, sind - hind, gesund - hund, brief - schief, Papa - haha, bekommen - strommen, brief - trief, haben - schaben, Praelat - Salat, ist - fist, Gottes - spottes, seÿn - schwein, mir - stier, bald - kalt - sie schreiben noch ferners, ja, sie lassen sich heraus, sie geben sich blos, sie lassen sich verlauten, sie machen mir zu wissen, sie erklären sich, sie deüten mir an, sie benachrichtigen mir, sie machen mir kund, sie geben deütlich am tage, sie verlangen, sie begehren, sie wünschen, sie wollen, sie mögen, sie befehlen (Wiederholung)
- – was ist das? – – ists möglich! – – ihr götter! – – Mein ohr, betrügst du mich nicht? (dramatische Sprache)
- in meine klauen (Redensart)
- so geht es auf dieser welt, der eine hat den beutel, der andere hat das geld (Redensart)
Beispiele aus Brief Nr. 9:
- und zwar! – :| doch stille! (dramatische Sprache)
Weitere Auffälligkeiten
Hinweise zu Mozarts Sozialisierung
Mozarts Schreibstil, der nur im geringen Maß auf einen tatsächlichen Informationsvermittlung hindeutet, unterstreicht, dass er das Schreiben vermutlich zum eigenen Vergnügen betrieb und sich nur wenig Gedanken machte bzw. machen musste wie man bspw. sparsam mit Schreibmaterialien umgehen könnte. Ein weiters Indiz, dass er aus einer bürgerlichen Familie mit hohem Bildungsgrad stammt, ist die Verwendung mehrer Sprachen. So schreibt er seine Briefe zwar überwiegend in Deutsch, aber lässt lateinisches und französisches Vokabular bishin zu ganzen Phrasen miteinfließen. Französisch war auch essentiell in den Kreisen, in denen Mozart sich bewegte. Ab dem 17. Jahrhundert wurde die französische Sprache nämlich zur Hofsprache des europäischen Adels.
Die Fäkalsprache
Besonders die Bäsle Briefe machen deutlich, dass Mozart einen Hang zur gehäuften Verwendung von Wörten aus dem Fäkalbereich hatte. Diese Häufung führte sogar dazu, dass Georg Nikolaus Nissen, der zweite Gatte Constanzes, in der Vorrede seiner Biographie W. A. Mozarts (1828) erwähnte, dass aufgrund von gar zu kindischen und gemeinen Späßen auf den Druck von mehreren Mozart Briefen distanziert. Otto Jahn verzichtet in der 1. Auflage seiner Mozartbiographie (1856) auf jene Stellen aus den Bäsle-Briefen, die "das Schicklichkeitsgefühl und den Geschmack" seiner Zeit verletzten.
- Oui, par ma la foi, ich scheiss dir auf d' nasen, so, rinds dir auf d'koi. (2. Brief)
- iezt wünsch ich eine gute nacht, scheissen sie ins beet daß es kracht; schlafens gesund, reckens den arsch zum mund, ich gehe izt nach schlaraffen, und thue ein wenig schlaffen. (2. Brief)
- Verzeihen sie mir meine schlechte schrift, die feder ist schon alt, ich scheisse schon wircklich bald 22 jahr aus den nemlichen loch, und ist doch noch nicht verissen! - und hab schon so oft geschissen -- und mit den Zähnen den dreck ab-bissen. (3. Brief)
- wie es auch so ist, denn ich bin noch nicht angezogen, und wir essen iezt gleich, damit wir hernach wieder scheissen, wie es auch so ist; (3. Brief)
- wenn mir noth ist, so gehe ich, doch nach dem die Umstände sind wenn ich das laxiren habe, so lauf ich und wenn ich gar nicht mehr halten kann, so scheiß ich in die Hosen. (4. Brief)