Historische Kontextualisierung der Korrespondenz
Den Bäsle Briefen ging ein Aufenthalt Mozarts bei seiner Cousine Maria Anna Thekla Mozart voraus. Im Oktober des Jahres 1777 besuchte der 21-jährige Komponist seine zweieinhalb Jahre jüngere Cousine in Augsburg. Sie war die Tochter seines Onkels Franz Alois. Insgesamt waren es fünfzehn prägende Tage, die sie gemeinsam verbrachten. Obwohl über den Aufenthalt an sich nur wenig bekannt ist, kann davon ausgegangen werden, dass Wolfgang Amadeus und Maria Anna Thekla eine spezielle Verbundenheit aufbauten. Zumindest zeugen die sogenannten Bäsle-Briefe von einer besonderen Beziehung, auch wenn die Antworten von Mozarts Cousine bis heute verschollen sind. Eine Lücke, die scheinbar für viele Mozartforscher*innen ausreichend Platz für Interpretationen ließ. Man wollte die Natur dieser Verbundenheit näher ergründen. Die Deutungen reichen von einer geschätzten Freundschaft bishin zu einer stürmischen Verliebtheit. Obwohl die Beziehungsebene Teil unseres Forschungsschwerpunktes war, wollten wir uns den Mutmaßungen rund um eine geheime Liebesbeziehung nicht anschließen und konzentrierten uns auf ein sprachliches Nähe- und Distanzverhalten sowie auf mögliche Veränderungen im Laufe der Korrespondenz.