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Die Defizithypothese nach Bernstein

 

Begründer der Defizithypothese: Basil Bernstein

Die Defizithypothese nach Basil Bernstein basiert auf der Sapir-Whorf-Hypothese und geht von der Annahme aus, dass sich Menschen der "Arbeiterschicht" einem restringierten Sprachcode, also einem begrenzten Sprachgebrauch, bedienen, während Angehörige der Mittel- und Oberschicht einen elaborierten Sprachcode verfügen. 

Demnach untersuchte er unter anderem den Zusammenhang zwischen Sprache und Schulbildung und galt daher in den 1960er Jahren im deutschsprachigen Bereich als ein "Begründer der Soziallingustik".

Ein elaborierter Sprachgebrauch kann für sich alleine stehen, während ein restringierter Code ein gemeinsames Vorwissen voraussetzt. Wichtig zu beachten ist hierbei, dass letzteres nicht als defizitär gewertet werden soll, sondern als eine situationsadäquate Kommunikationsform mit geringen und angepassten Mitteln (vgl. Leufer, 2016, S. 76 ff.). 

 

 

KRITIK AN DER HYPOTHESE

Die Defizithypothese nach Bernstein steht im Konflikt mit der linguistischen Literatur, welche behauptet, dass es keine linguistischen Kriterien gäbe, um Varietäten in "bessere" und "schlechtere" zu klassifizieren. Dennoch besteht die Kernaussage Bernsteins darin, dass die Sprachverwendung der Ober- und Mittelschicht jener der Unterschicht hinsichtlich Expliziertheit, grammatischer Korrektheit und Analysefähigkeit überlegen ist. Er geht davon aus, dass die von ihm benannten Merkmale den Unterschichtsprecher/innen fehlen, weswegen auch von der "Defizithypothse" gesprochen wird (vgl. ebd., 2016, S. 89f.). 

 

 

"Education failure [...] is a complex function of the transmission system of the school and the local acquisition of the family/peer/group/community" (Bernstein zitiert nach Leufer, 2016, S. 90). 

SCHULBILDUNG IM 19. JAHRHUNDERT

Das 19. Jahrhundert beeinhaltete einige Reformationen der Schulbildung. Neben den Elementarschulen entstanden Gymnasien, Mittelschulen  und höhere Schulen. 1837 wurde dann ein verpflichtender Lehrplan eingeführt. Außerdem wurde die bereits Jahre zuvor verabschiedete Schulpflicht gänzlich umgesetzt, wodurch die Zahl der schulpflichtigen Kinder innerhalb von 30 Jahren von 46 % auf 60 % anstieg (vgl. Delvaux de Fenffe & Frietsch, 2020). 

 

SCHULDBILDUNG UND COMMUNITY VON LENZ UND HERMANNS

Lenz: Volksschule | soziokultureller Hintergrund unbekannt
Hermanns: Hauptschule | soziokultureller Hintergrund unbekannt