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Die Auswandererbriefe von Lenz, Hambloch, Simon & Sigel

  • Auswandererbrief von Christian Lenz

  • Auswandererbrief von Moritz Hambloch

  • Auswandererbrief von Matthias Simon

  • Auswandererbrief von Franz Sigel

 

Kindersterblichkeit im 18. Jahrhundert

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Beziehung zwischen Eltern und Kindern stark belastet. Es gab kaum Mutterliebe, wie wir sie heute kennen, und Kinder wurden eher als Last und Unglück betrachtet, die Zeit und Geld kosteten. In den Augen der Menschen damals waren Kinder unvollkommen und tierähnlich, da es ihnen an Vernunft, Denk- und Urteilsfähigkeit fehlte. Die einzige Erlösung schien darin zu bestehen, sich von der Kindheit zu befreien. Diese Einstellung führte auch zu einer hohen Kinder- und Säuglingssterblichkeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Ursache war jedoch nicht Vernachlässigung oder Gewalt, sondern eine fehlgeleitete Erziehung, die auf damaligen Annahmen und Wissen beruhte. Es gab jedoch auch Unterschiede in der Überlebenschance von Säuglingen, je nach Geburtsort und sozialer Schicht der Familie. Während bürgerliche Kinder bessere Überlebenschancen hatten, starben Kinder in Bauerfamilien häufiger. Zudem gab es Sterblichkeitsunterschiede zwischen ehelichen und unehelichen Kindern. Uneheliche Kinder waren illegitim und wurden oft weniger gestillt und entwöhnt, was zu höheren Sterblichkeitsraten führte. Einige eheliche Kinder, die trotzdem unerwünscht waren, wurden jedoch heimlich getötet, was eine verhüllte Form von Kindermord darstellte. Die Bedeutung der Mutterliebe wurde im Laufe der Geschichte sehr unterschiedlich bewertet und diskutiert. In der Betrachtung dieser historischen Entwicklungen kann man eine Art Sinuskurve erkennen, die sich durch Höhen und Tiefen auszeichnet. So waren die Höhepunkte dieser Kurve in der Zeit vor dem 17. Jahrhundert sowie im 19. und 20. Jahrhundert zu verzeichnen, während in den Jahren des 17. und 18. Jahrhunderts ein Tiefpunkt erreicht wurde. In diesen Epochen war die Mutterliebe oft nicht im Vordergrund, sondern es dominierten andere Vorstellungen und Wertvorstellungen, die eine eher distanzierte Haltung zu Kindern und Erziehung einnahmen. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Mutterliebe wieder verstärkt zum Thema und gewann an Bedeutung (Shorter, 1980, S. 505).